Die Rattenbekämpfung in der Stadt Wien weist Besonderheiten auf, die sie von anderen Städten
unterscheidet. In Wien existiert eine geschützte Feldhamsterpopulation, die durch Rattenbekämp-
fungsmaßnahmen mit Antikoagulantien potenziell gefährdet ist. Daher sollten Bekämpfungsmaßnah-
men bzw. -strategien erwogen werden, welche die Rattenpopulation minimieren aber die Population
an Feldhamstern nicht betreffen oder beeinträchtigen. Die vorliegende Studie behandelt in ihrem Kern
die hohe Gefährlichkeit antikoagulanter Rodentizide (Kontamination und Tötung von Nicht-Zielorga-
nismen), Alternativen sowie Möglichkeiten zu deren Vermeidung oder verminderter Anwendung. Die
Auswertung bzw. Bewertung der zugelassenen Wirkstoffe ergibt einen eher geringen Spielraum für
Variationen im Rahmen zugelassener Rodentizide. Dies betrifft vor allem die Antikoagulantien der
zweiten Generation, deren längerfristig nachteilige Wirkungen für die Umwelt besonders ausgeprägt
sind. Doch ist es möglich, deren Anwendungsmenge und -häufigkeit erheblich zu minimieren, und
zwar durch die Beseitigung von potenziellen Nahrungsquellen und anderen Ursachen von Rattenbe-
fall. Dies zeigen jedenfalls die Auswertungen der Best-Practice Beispiele aus verschiedenen Städten.
Eine verantwortungsvolle und auf ein notwendiges Minimum reduzierte Verwendung von Antikoagu-
lantien erfolgt idealerweise in einem organisatorisch optimierten Rahmen („Rattenmanagement“). Der
für ein erfolgreiches Rattenmanagement identifizierte Kernpunkt ist eine zentrale, mit fachlichen und
technischen Ressourcen ausgestattete Anlauf- und Koordinationsstelle. Der gesetzliche Rahmen
(d.h. die Kompetenz bei der Anwendung) sollte den Erfordernissen angepasst sein und es sollten so
effektive Möglichkeiten für Vorsorge, Ursachenerforschung und -beseitigung als auch für die Bekämpfung mit bioziden Wirkstoffen geboten werden.